Low-Tech-Tragbahre erfolgreich getestet
Ziel der Bachelorarbeit von Michael Progin, Student der Maschinentechnik im 3. Studienjahr, war es, eine geländetaugliche Low-Tech-Tragbahre zu entwickeln, die in Regionen mit mangelnden präklinischen Einsatzmitteln oder in Kriegsgebieten hergestellt werden kann. Am vergangenen Montag wurde der Prototyp von der Rettungskolonne Bulle der Alpinen Rettung Schweiz unter realen Bedingungen einem praktischen Test unterzogen.
Gewisse Gegenden der Erde sind für Krankenwagen nicht zugänglich und der Transport von verletzten und kranken Personen erweist sich oft als schwierig und anstrengend – sowohl für die Rettungsleute als auch für die Patientinnen und Patienten. Um dem Mangel an geeigneten Mitteln für den Patiententransport in schwierigem Gelände entgegenzuwirken, lud das Internationale Komitee des Roten Kreuzes IKRK die Studierenden der Maschinentechnik des ersten Studienjahrs im September 2022 dazu ein, im Rahmen ihrer Semesterarbeit ein Konzept für eine geländetaugliche Low-Tech-Tragbahre zu entwerfen.
Nach dieser Zusammenarbeit mit dem IKRK befassten sich dieses Jahr Studierende des dritten Studienjahrs weiter mit dem Thema. So auch Michael Progin, der im Rahmen seiner Bachelorarbeit einen Prototyp entwickelt hat. Der Student der Maschinentechnik, der auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist, realisierte sein Projekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Gesundheit Freiburg, der Alpinen Rettung Schweiz (ARS) und der Rega. «Ich konnte mir die Ausrüstung ansehen, die diese Institutionen für die Hilfe an Verletzte in schwierigem Gelände verwenden. Wir haben uns auch über ihre Vorgehensweise ausgetauscht, um die Bedürfnisse des Sanitätspersonals und der Rettungsleute besser zu verstehen», so Progin.
Vom Stand der Technik zur Herstellung vor Ort
Der Student hat nach den Low-Tech-Prinzipien einen modularen Prototyp entwickelt und realisiert, der sich mit geringem materiellen und finanziellen Aufwand leicht vor Ort herstellen und reparieren lässt. «Ich habe möglichst einfache Materialien verwendet (Stahl und Stoff) und dabei Teile wie etwa Fahrradteile und eine LKW-Plane wiederverwendet», erklärt er. Die Tragbahre ist in vielen verschiedenen Situationen vielseitig einsetzbar.
Kranke und Verletzte können auf der Tragbahre vollständig stabilisiert werden. Weiter lässt sie sich in zwei Teile zerlegen und dann für die Bergung von Opfern einsetzen. Für den Transport über längere Strecken kann ein Modul mit zwei schmal oder breit einstellbaren Rädern hinzugefügt werden. Zusätzlich lässt sich ein Infusionsstativ anbringen, eine Sauerstoffflasche unter der Tragbahre befestigen und ein Sonnenschutz über dem Gesicht der Patientin oder des Patienten montieren. Für einen besseren Komfort kann die Rückenlehne um 30°, 60° oder 15° im Rückenbereich und um 15° im Beinbereich geneigt werden. Die Tragbahre kann auch als Feldbett genutzt werden, etwa wenn beim Transport Pausen eingelegt werden oder bei der Aufnahme in der medizinischen Einrichtung kein freies Bett verfügbar ist. Zusammengeklappt kann sie von einer Person allein transportiert werden.
Erfolgreich im Einsatz getestet
Am Montag, 8. Juli wurde der Prototyp von der ARS-Rettungskolonne Bulle unter realen Bedingungen getestet. Diese verfügt als Partnerin der kantonalen Rettungskette über langjährige Erfahrung, insbesondere auch in schwierigem Gelände und gefährlichen Situationen. Zuerst wurde die Tragbahre zusammengebaut, dann eine Patientin darauf installiert und schliesslich je eine Strecke auf der Strasse, über eine Wiese sowie auf holprigem Pfad zurückgelegt. Im letzten Test wurde die Tragbahre schliesslich zusammen mit einem Retter über eine 35 Meter hohe Felswand abgeseilt.
Nebst dem Einfallsreichtum lobten die ARS-Rettungsleute die Vorteile der Tragbahre, insbesondere deren geringes Gewicht, die einfache Handhabung und auch die Möglichkeit, die Räder breitspurig einzustellen. Die wenigen Verbesserungsvorschläge werden in das Konzept integriert werden. «Dieser Austausch war ganz besonders wertvoll. Das Projekt ist eine gute Synthese des Studiums an der HTA-FR: es reicht von der Definition des Problems über das Entwerfen eines Konzepts bis zum Erstellen und Testen eines Prototyps. Zudem kann das Ergebnis das Leben von Menschen in benachteiligten Regionen verbessern», freut sich Michael Progin.
Nachdem das Konzept bei Experten aus der Praxis auf Interesse und positives Feedback gestossen ist, bestehen die nächsten Schritte nun darin, die vorgeschlagenen Verbesserungen zu integrieren sowie Kooperationen zu knüpfen, damit die Tragbahre auf Grundlage einer Herstellungs- und Benutzeranleitung im Ausland nachgebaut und eingesetzt werden kann.
Einen grossen Dank an die Alpine Rettung Schweiz (ARS), die Rega sowie an die Hochschule für Gesundheit Freiburg für die wertvolle Zusammenarbeit im Rahmen dieses Projekts!