Nach dem Baccalauréat in Frankreich wurde ich zum Studium der Materialwissenschaft an der EPFL zugelassen. Nachdem ich das erste Jahr nicht bestanden hatte, erfuhr ich vom Vorbereitungsjahr „Passerelle“ für den Zugang zu den Fachhochschulen. Zuvor wusste ich nicht, dass es diese Möglichkeit gibt.

Mir gefiel die praxisorientierte Ausrichtung der Fachhochschulen. Mein bisheriger Parcours war sehr akademisch, schulisch, und dies war für mich nun die Gelegenheit, praktische Erfahrung zu gewinnen, um mich für den späteren Eintritt in den Arbeitsmarkt gut gewappnet zu fühlen. Zudem passte mir die Mentalität an der Fachhochschule.

Nachdem ich mir alle technischen Fachhochschulen angesehen hatte, entschied ich mich für den Studiengang Maschinentechnik in Freiburg. 

 Das Ausbildungsprogramm in Freiburg kam jenem, das ich an der EPFL besucht hatte, am nächsten und entsprach meinen Interessen und meinen Vorstellungen vom Ingenieurberuf am besten.

Und bei meinem Besuch an der HTA-FR hatte ich ganz einfach ein gutes Gefühl.

Nach wie vor interessiere ich mich für den Bereich Materialien. Im dritten Studienjahr gibt es drei Vertiefungsrichtungen. Ich habe mich für „Kunststofftechnologie und Leichtbau“ entschieden, um mein Wissen über Materialien und deren Herstellung sowie im Bereich Konzeption zu vertiefen.

Hier in Freiburg liegt der Schwerpunkt auf der Konzeption. Wir werden zu Entwicklerinnen und Entwicklern ausgebildet, indem man uns Problemstellungen vorgibt und wir passende Lösungen erarbeiten, was eine spannende Lernmethode ist.

Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Zukunft vor?

Ich möchte ein Masterstudium anhängen, um mich noch weiter zu spezialisieren und ein spezifisches Gebiet noch besser zu beherrschen. Und ich habe vor, ins Ausland zu gehen.

Ich möchte ein Masterstudium anhängen, um mich noch weiter zu spezialisieren und ein spezifisches Gebiet noch besser zu beherrschen. Und ich habe vor, ins Ausland zu gehen.

Ich erhielt eine Anfrage der HES-SO, die eine oder zwei Studentinnen pro Hochschule rekrutierte, um ein Team zu bilden. Das Ziel ist, die Jugendlichen, vor allem die Mädchen, für Ingenieurberufe zu sensibilisieren. Es geht darum, Stereotypen abzubauen und aufzuzeigen, dass das Ingenieurstudium für sie zugänglich ist. Wir versuchen zu zeigen, dass diese Berufe genauso für Frauen wie für Männer sind.

In den sozialen Netzwerken, via Instagram und Facebook, erzählen wir über unseren Alltag. Wir schreiben auch Artikel für die Website von „ingenieuse.ch“. Es geht also um Kommunikationsbeiträge für die Website und für die sozialen Medien.

Ich bin die einzige Frau unter etwa fünfzig Studierenden im dritten Jahr. Im ersten Studienjahr war das Verhältnis etwa 1 zu 70.

Es war für mich nicht einfach, mich zu integrieren. Die meisten in der Klasse kamen aus der Berufswelt und ich hatte einen schulischen Parcours. Nur sehr wenige Studenten hatten schon mal mit Frauen zusammengearbeitet. Manchmal fallen Bemerkungen, weil ich eine Frau bin. So versuche ich, gewisse Situationen zu vermeiden.

Ich habe festgestellt, dass es bei Gruppenarbeiten hilfreich ist, Frauen im Team zu haben.

Im beruflichen Kontext, vor allem bei der Teamarbeit, sind soziale Kompetenzen oder Soft Skills ebenso wichtig wie das Fachwissen. Kommunikative Kompetenzen sind zentral.

Zudem ist es wichtig, dass innerhalb eines Teams verschiedene Perspektiven vertreten sind. In gemischten Gruppen – mit Männern und Frauen – gibt es mehr Vielfalt, und das ist bereichernd.

Gerade im Bereich Produktentwicklung ist es so, dass die meisten Produkte bisher von Männern entwickelt wurden. Und diese Produkte sind nicht immer so konzipiert, dass sie auch für eine Verwendung durch Frauen geeignet sind.

Die Menschheit besteht je zur Hälfte aus Männern und Frauen; Produkte und Systeme sollten also je zur Hälfte von Männern und Frauen entwickelt werden. Diejenigen, die die Produkte entwickeln, sollten die Gesellschaft widerspiegeln, so wie sie ist.